Wir gedeken an Ufuk Şahin


Termin Details


Sonntag, 12.05.2024 | 14:00 Uhr | Wilhelmsruher Damm 224, 13435 Berlin

Anreise: U8, S1, S85, Bus 120, 122, 124, 220, 221, M21, N8, N20, N24, X21, X33

📣 Aufruf: https://berlin.niemandistvergessen.net/1296/wir-gedenken-ufuk-sahin/ – @niemandistvergessenberlin

#b1205 #KeinVergessen

🗺️ Voraussichtliche Route:

  • Wilhelmsruher Damm 224
  • Wilhelmsruher Damm
  • Finsterwalder
  • Eichhorster Weg
  • Eichhorster Weg 80 (ZK)
  • Eichhorster Weg
  • Wilhelmsruher Damm
  • S/U Wittenau

Am 12.05.1989 wird der 24-jährige Berliner Ufuk Şahin auf dem Fußweg vor dem Haus im Wilhelmsruher Damm 224 erstochen, nachdem er von seinem aus der Nachbarschaft stammenden Mörder rassistisch beleidigt wurde. Er hinterlässt seine Ehefrau, ein Kind sowie seine Eltern und Geschwister.

Unmittelbar nach dem Mord organisieren Angehörige, Freund*innen und Nachbar*innen eine Demonstration: Am 19. Mai 1989 ziehen 1.500 Menschen durch das Märkische Viertel. Einen Tag später, am 20. Mai, demonstrieren fast 10.000 Menschen am Rathaus Schöneberg, dem damaligen Regierungssitz West-Berlins, gegen den eskalierenden Rassismus. Im Oktober 1989 wird der Täter zwar zu 5 Jahren Haft verurteilt, ein rassistisches Motiv kann die Richterin jedoch nicht erkennen, obwohl der Täter sich vor Gericht mehrfach rassistisch äußert. Auch in der Revision der Beurteilung einiger rechter Morde 2018 wird Ufuk Şahin nicht bedacht, da die Zählung hier erst 1990 einsetzt. 2019 und 2021 fanden erstmalig wieder Gedenken für Ufuk Şahin statt.

Eine Gedenktafel, die sichtbar an ihn erinnert, gibt es bis heute nicht. Das wollen wir ändern!

Der Mord an Ufuk Şahin steht für uns auch stellvertretend für die vielen rassistischen Morde und Gewalttaten seit den 80er Jahren und den Umgang der Strafverfolgungsbehörden und der Gesellschaft mit ihnen: oft unaufgeklärt, vertuscht, ihrer politischen Bedeutung enthoben. Dagegen wollen wir mit der Gedenkkundgebung ein deutliches Zeichen setzen. Gedenken heißt für uns nicht nur um jene trauern, die von uns genommen wurden, sondern auch heute rassistischen und anderen rechten Kräften entgegenzutreten, die ein Klima erschaffen, in dem Morde wie der an Ufuk Şahin möglich sind.

Erinnern wir uns an die Welle rechter Gewalt in den 90er Jahren. Sie kam keinesfalls aus dem Nichts, sondern ging einher mit einer agressiven Debatte um einen vermeintlichen “Missbrauch des Asylrechts”. Diese wurde vor allem von konservativen Kräften in den 80er Jahren angeschoben, als es zwar kaum Asylanträge gab, aber ein Thema her musste, um kommende Wahlen zu gewinnen. Der eigentliche Gewinner dieser rassistischen Kampagne war die extrem rechte Partei “Die Republikaner” (REP). Das Märkische Viertel galt in den 90er Jahren als ihre zweitstärkste Hochburg in Berlin. Der Einzug der REPs ins Berliner Parlament Anfang 1989 stärkte damals massiv das Selbstbewustsein gewaltbereiter Rassisten. Denn genau wie heute stärkten auch damals die Wahlsiege rechter Parteien rassistischene Täter, die sich einmal mehr darin legitimiert sahen, Menschen anzugreifen. Auch der Mord an Ufuk Şahin kann nicht losgelöst davon betrachtet werden.

Daher können wir es nicht ignorieren, dass die stärkste rechte Kraft unserer Zeit, die AfD, seit letztem Jahr in der Wallenroder Straße 8, zwischen Wittenau und Märkischem Vietel, ihre neue Bundesparteizentrale aufbaut. Auch die Berliner Landespartei verlegte mittlerweile ihren Sitz hierher. Das gilt es nicht einfach so hinzunehmen. Denn Rassismus und rechte Hetze töten und sind damals wie heute nicht zu akzeptieren.

Darum wird nach dem Gedenken ab 15:30 Uhr eine Demonstration durch Wittenau stattfinden, an der auch wir uns beteiligen werden. Für ein solidarisches Zusammenleben hier in Reinickendorf und an jedem anderen Ort.

Kommt am Sonntag, den 12. Mai 2024 um 14 Uhr zum Wilhelmsruher Damm 224 im Märkischen Viertel/Berlin. Bringt Blumen mit.

Wir bitten darum während der Gedenkveranstaltung keine Partei- und Nationalfahnen zu zeigen.


🕯 We remember Ufuk Sahin 🕯

Sunday, 12.05.2024 | 02:00 pm | Wilhelmsruher Damm 224, 13435 Berlin

Arrival: U8, S1, S85, bus 120, 122, 124, 220, 221, M21, N8, N20, N24, X21, X33

📣 Call: https://berlin.niemandistvergessen.net/1296/wir-gedenken-ufuk-sahin/ – @niemandistvergessenberlin

#b1205 #KeinVergessen

🗺️ Expected route:

  • Wilhelmsruher Damm 224
  • Wilhelmsruher Damm
  • Finsterwalder
  • Eichhorster Weg
  • Eichhorster Weg 80 (ZK)
  • Eichhorster Weg
  • Wilhelmsruher Damm
  • S/U Wittenau

On 12 May 1989, 24-year-old Berliner Ufuk Şahin was stabbed to death on the footpath in front of the house at Wilhelmsruher Damm 224 after being racially insulted by his murderer, who was from the neighbourhood. He leaves behind his wife, a child, his parents and siblings.

Immediately after the murder, relatives, friends and neighbours organised a demonstration: on 19 May 1989, 1,500 people marched through the Märkisches Viertel. One day later, on 20 May, almost 10,000 people demonstrated against the escalating racism at Schöneberg town hall, the seat of government in West Berlin at the time. In October 1989, the perpetrator was sentenced to five years in prison, but the judge was unable to recognise a racist motive, even though the perpetrator made several racist remarks in court. Ufuk Şahin is also not considered in the revision of the judgement of some right-wing murders in 2018, as the count here only begins in 1990. Memorials for Ufuk Şahin were held again for the first time in 2019 and 2021.

There is still no memorial plaque visibly commemorating him. We want to change that!

For us, the murder of Ufuk Şahin is also representative of the many racist murders and acts of violence since the 1980s and the way law enforcement authorities and society have dealt with them: often unsolved, covered up, stripped of their political significance. We want to send a clear signal against this with the memorial rally. For us, remembrance means not only mourning those who were taken from us, but also opposing racist and other right-wing forces today that create a climate in which murders like that of Ufuk Şahin are possible.

Let us remember the wave of right-wing violence in the 1990s. It by no means came out of nowhere, but was accompanied by an aggressive debate about a supposed „abuse of the right of asylum“. This was mainly fuelled by conservative forces in the 1980s, when there were hardly any asylum applications, but an issue was needed to win upcoming elections. The real winner of this racist campaign was the extreme right-wing party „Die Republikaner“ (REP). In the 1990s, the Märkisches Viertel was considered to be their second strongest stronghold in Berlin. The REP’s entry into the Berlin parliament at the beginning of 1989 massively boosted the self-confidence of violent racists. Just like today, the election victories of right-wing parties strengthened racist perpetrators, who once again saw themselves legitimised in attacking people. The murder of Ufuk Şahin cannot be viewed in isolation from this either.

We therefore cannot ignore the fact that the strongest right-wing force of our time, the AfD, has been building its new federal party headquarters at Wallenroder Straße 8, between Wittenau and Märkisches Vietel, since last year. The Berlin state party has also moved its headquarters here. This should not simply be accepted. Because racism and right-wing agitation kill and are as unacceptable then as they are now.

That is why there will be a demonstration through Wittenau after the commemoration at 3.30 pm, in which we will also be taking part. For living together in solidarity here in Reinickendorf and in every other place.

Come to Wilhelmsruher Damm 224 in the Märkisches Viertel/Berlin on Sunday, 12 May 2024 at 2 pm. Bring flowers.

We ask that no party or national flags be displayed during the commemoration.